Inhaltsverzeichnis
- Wie viele Gefühle bzw. Emotionen gibt es?
- Listen von Gefühlen in der Psychologie: Basis- oder Grundemotionen
- Sieben Basisemotionen nach Paul Ekman
- Gefühle in Gesichtern erkennen – geht das wirklich?
- Kritik an den Basisemotionen nach Paul Ekman
- Unterschied Gefühle vs. Emotionen
- Möglichkeiten Gefühle und Emotionen zu unterscheiden
- Muss man einen Unterschied machen?
- Gefühle benennen und beschreiben
- Gefühle als Liste (PDF) – passende Adjektive für jedes Gefühl (550 Wörter)
- Deine Gefühlsliste
- Häufige Fragen
Wie viele Gefühle bzw. Emotionen gibt es?
Philosophie, Psychologie, Biologie, Soziologie, Geschichte: Menschen versuchen seit Jahrtausenden auf ihre Weise schlüssige Erklärungen für Gefühle zu finden.
Und das ganz unterschiedlich:
- mit ihrem Welt- und Menschenbild,
- in ihrer Epoche und Kultur und
- mit diversen Methoden.
Dementsprechend bunt sind die Ergebnisse auch.
Lass uns mal einige ansehen:
Listen von Gefühlen in der Psychologie: Basis- oder Grundemotionen
Eine Forschungs-Frage ist seit Langem, ob es so etwas wie Basis-Gefühle gibt. Das heißt, ob bestimmte Gefühle überall auf der Welt und in jeder Kultur vorkommen. In diesem Zusammenhang spricht man auch oft davon, dass bestimmte Gefühle angeboren und die Basis der menschlichen Existenz seien.
Man nennt diese Gefühle dann Basis- oder Grundgefühle oder auch Basis- oder Grundemotionen. Je nach Forscher*in werden von vier bis siebenundzwanzig Grundemotionen benannt – mit ganz unterschiedlichen Theorien und Studien im Hintergrund.
Sieben Basisemotionen nach Paul Ekman
Eine sehr gängige Theorie stammt dazu von dem Psychologen Paul Ekman. Ihm zufolge sind Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung solche Basisemotionen. Sie werden demnach auf der ganzen Welt – in jeder Kultur – mindestens ähnlich erlebt und in den Gesichtern anderen Menschen erkannt. Seine Thesen sind weit verbreitet und haben es z. B. bis in die Fernsehserie „Lie to Me“ geschafft.
Gefühle in Gesichtern erkennen – geht das wirklich?
Solche Ergebnisse sind nicht unumstritten, denn selbst bei einer gleichen oder ähnlichen Bezeichnung kann z. B. Trauer je nach Kultur etwas anderes völlig bedeuten und beinhalten. Und wenn schon Emotionen gar nicht so universell und eindeutig sind, lassen sich dementsprechend ist auch keine eindeutig Gesichtsausdrücke zuordnen.
Dennoch hat Ekman Programme entwickelt, die Menschen schulen sollen, wahrzunehmen, welche Emotion eine andere Person gerade fühlt. Das soll über die Unterscheidung und Zuordnung verschiedener Gesichtsausdrücke funktionieren.
Diese Erkenntnisse und Programme, werden unter anderem von Regierungen und großen Unternehmen angewendet – z. B. um Terroristinnen oder passende Bewerberinnen präziser aufspüren und einschätzen zu können.
Das hieße, man sieht in das Gesicht eines anderen Menschen und weiß, was sieer fühlt und dementsprechend soll man dann auch auf die versteckten Absichten schließen können. „Bist du fremdgegangen?“, „Hast du den letzten Keks gegessen?“, „Liebst du mich?“ – Lügen zwecklos.
Das ist gefährlich.
Kritik an den Basisemotionen nach Paul Ekman
Liegt man mit diesen Annahmen falsch (und das tut man regelmäßig), werden freundliche Personen zu Terroristinnen, bestens geeignete Bewerberinnen abgelehnt und Beziehungen vergiftet. Ursache: eine verdächtige Zuckung der Augenbraue, ein schiefes Lächeln oder die gerunzelte Stirn.
Möchtest du in einer Umgebung sein, indem anhand deines Gesichtsausdrucks über dein Innerstes geurteilt wird?
Lisa Feldman Barrett, ebenfalls Wissenschaftlerin, bezieht eine Gegenposition: ihre Ergebnisse widerlegen Paul Ekmans Thesen und weisen sehr deutlich auf die Gefahr seiner Annahmen hin. Was Emotionen ihrer Ansicht nach sind, kannst du ausführlich in diesem Artikel nachlesen.
Gibt man die Suche nach Basisemotionen auf, landet man schnell im Alltag: Spätestens im Gespräch mit nahestehenden Menschen verwenden wir gewöhnlich mehr als sieben bzw. siebenundzwanzig Bezeichnungen: wir können uns z. B. stolz fühlen oder albern, ängstlich oder friedlich.
Es gibt mindestens so viele Gefühle wie Bezeichnungen dafür. Eine große Auswahl an üblichen Adjektiven findest du am Ende dieses Artikels als PDF zum Download!
Und da taucht auch gleich die nächste Frage auf: ist das ein Gefühl oder eine Emotion?
Unterschied Gefühle vs. Emotionen
Möglichkeiten Gefühle und Emotionen zu unterscheiden
Es gibt alle möglichen Versuche Emotionen von Gefühlen abzugrenzen. Hier einige Beispiele:
- Emotionen entstehen aufgrund äußerer Reize, Gefühle nicht,
- Gefühle sind Reaktionen auf Emotionen oder andersherum,
- Gefühle bestehen aus Emotionen,
- Emotionen entstehen automatisch, Gefühle werden aus Gedanken erschaffen,
- Emotionen sind intensiver als Gefühle,
- usw.
Also, du siehst eine einfache eindeutige Antwort dazu gibt es nicht. Bevor man sich mit einer Theorie oder Studie zu Gefühlen bzw. Emotionen beschäftigt, sollte man dementsprechend zuerst die Grundlagen prüfen: welche Theorie, Definitionen und welches Menschenbild stehen dahinter?
Muss man einen Unterschied machen?
Ich unterscheide Gefühle und Emotionen nicht: für mein Verständnis ist es nicht relevant. Meine Grundlage ist die Emotionstheorie von Lisa Feldman Barrett, der Psychologin, die ich gerade schon erwähnt habe.
Sie verwendet den englischen Begriff „emotion“ und beschreibt damit Gefühle bzw. Emotionen als Konzepte aus verkörperten Repräsentationen, beruhend auf
- der Wahrnehmung des eigenen Körpers,
- im Zusammenhang mit Ereignissen aus der Umgebung und
- den eigenen Erfahrungen.
Zwischen Emotionen und Gefühlen zu unterscheiden, ist demnach überflüssig. Wichtiger ist, sich der Bestandteile einer Emotion bewusst zu werden:
- Wie fühlt sie sich im Körper an?
- Was für ein Affekt liegt zugrunde?
- Was hat das Gefühl für Auswirkungen auf mein Handeln?
- Was bedeutet es für mich und die Menschen in meiner Umgebung?
Möchtest du mehr darüber erfahren? Lies gerne meinen Artikel dazu.
Lisa Feldman Barrett hält es für wichtig, möglichst viele verschiedene Gefühle benennen und beschreiben zu können. Je besser dir das gelingt, desto differenzierter kannst du letztendlich auch fühlen. Und das hilft dir im Leben, denn deine Gefühle sind da, um dich bestmöglich zu unterstützen:
Gefühle benennen und beschreiben
Je besser du beschreiben und ausdrücken kannst, wie du dich fühlen, desto genauer wird
- deine Kommunikation, z. B. in Konflikten, und
- deine Sicht auf die Welt und dich selbst, z. B. geht es dir nicht nur „schlecht“, sondern du bist „empört und müde“.
Das gibt dir und deiner Umgebung mehr Klarheit und damit die Chance passender zu handeln.
Außerdem kannst du mit einem breiten Gefühlsvokabular diffuse Gefühle besser in Einzelteile zerlegen. Das hilft dir sie besser einschätzen und verstehen zu lernen.
Genau dafür habe ich dir eine ausführliche Gefühlsliste zusammengestellt – mit Anleitung und einer Skala, auf der du die Intensität und Bewertung (Affekt) eintragen kannst. Sieh dir dazu auch meinen Artikel über die Emotionstheorie von Lisa Feldman Barrett an.
Gefühle als Liste (PDF) – passende Adjektive für jedes Gefühl (550 Wörter)
Mit deiner Gefühlsliste findest du:
- passende Worte für eine bessere Kommunikation,
- mehr (innere) Klarheit und
- Inspiration.
Sie eignet sich gut, um alleine damit zu experimentieren. Du kannst sie aber auch z. B. zusammen mit deinen Kindern oder deinerm Partnerin bearbeiten. Das kann nicht nur bei Konflikten helfen, sondern auch zum tieferen Kennenlernen beitragen. Viel Freude beim Ausprobieren!
Deine Gefühlsliste
Häufige Fragen
Quellen
Hier einige Publikationen von Forscher*innen, die in diesem Artikel erwähnt wurden:
- Ekman, Paul: Gefühle lesen: Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren. 2. Auflage, 2010.
- Cowen, Alan S. & Keltner, Dacher: Self-report captures 27 distinct categories of emotion bridged by continuous gradients. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA, 38/2017.
- Jackson, Joshua C. et al.: Emotion semantics show both cultural variation and universal structure. Science, 366/2019.
- Feldman Barrett, Lisa: How Emotions Are Made: The Secret Life of the Brain. 2018.